ADAC Kindersitztest 2017 / Frühjahr
Der ADAC hat auch in diesem Frühjahr wieder Kindersitze getestet. In Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC, dem TCS und Stiftung Warentest wurden am Montag, den 22.05.2017, die aktuellen Ergebnisse veröffentlicht, die bei uns zunächst für ziemlich überraschte Gesichter sorgten. Ein gegurteter Reboarder im aktuellen ADAC-Test? Nur durchschnittliche Ergebnisse für den TAKATA MIDI I-SIZE PLUS und den Joie Spin 360? Eine 3,8 für den Axkid Wolmax? Sooo viele Babyschalen in einem Test?
Nachdem wir mittlerweile mit dem ADAC gesprochen haben, können wir jedoch eines vorwegnehmen: Reboarder sind (natürlich!) immer noch sicherer als vorwärtsgerichtete Kindersitze und das ist auch bei den genannten Reboardern so. Leider verfälschen hier wieder einmal die Einzelnoten im Vorwärtseinbau bzw. die schwierigere Handhabung der Sitze das Endergebnis.
ADAC Kindersitztest 2017 i
Zeitgleich mit den Testergebnissen veröffentlichte der ADAC auch das folgende Video zum Kindersitztest 2017. Ebenso wie wir empfiehlt der Automobilclub, Kind und Auto zum Kindersitzkauf unbedingt mitzunehmen, um den Autokindersitz optimal testen zu können:
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ADAC Kindersitztest 2017 – Ergebnisse in der Übersicht
Ganze 37 Kindersitzmodelle wurden im aktuellen Test unter die Lupe genommen: Vier Sitze fielen durch den Test, zwei davon wegen erhöhter Schadstoffwerte, die beiden anderen Sitze versagten beim Crashtest (Casualplay Multipolaris und LCP Kids Saturn iFix). 22 Modelle schnitten mit „Gut“ ab, neun mit „Befriedigend“.
Babyschalen im Kindersitztest 2017
Unter den getesteten Kindersitzen befinden sich dieses Jahr sehr viele Babyschalen, die in all ihren Einbauvarianten gecrasht wurden. Wenn Schalen doppelt oder dreifach auftauchen, liegt das daran, dass sie einmal gegurtet und ein zweites Mal mit Basisstation befestigt wurden bzw. wie die Römer-Babyschale einmal gegurtet und mit zwei unterschiedlichen Basisstationen.
Die getesteten Babyschalen
- Stokke iZi Go Modular und Stokke iZi Go Modular mit i-Size Base
- Joolz iZi Go Modular und Joolz iZi Go Modular mit i-Size Base
- Bergsteiger Babyschale
- Cybex Aton 5 und Cybex Aton 5 mit Aton Base 2
- Britax-Römer Baby-Safe i-Size gegurtet, Britax-Römer Baby-Safe i-Size mit i-Size Base und Britax-Römer Baby-Safe i-Size mit Flex-Base
- GB Idan und GB Idan mit Base-Fix
- Nuna Pipa Icon gegurtet und mit Pipafix Base und die
- Hauck Zero Plus Comfort
Die Babyschale BeSafe iZi Go Modular wurde bereits im letzten Jahr getestet und schnitt mit 1,8 gegurtet zw. 1,9 mit Basisstation „Gut“ ab. Die Schalen von Stokke und Joolz sind baugleich, weswegen sich das Ergebnis in den Bereichen Sicherheit, Ergonomie und Bedienung übertragen lässt. Bei den beiden Modellen nahm der ADAC bzw. Stiftung Warentest nur noch eine Schadstoffprüfung vor. Leider wurden sie hierbei bei der Joolz-Schale auch fündig: Hier wurde das Flammschutzmittel TCPP nachgewiesen, weswegen die Schale – trotz guter Sicherheitsnoten – leider durch den Test fällt.
Erfreulicher ist dagegen das Ergebnis der Cybex Aton 5. Diese Babyschale erreicht in der Sicherheit eine 1,1 (beim Einbau mit Base) bzw. eine 1,3, wenn Sie sie anschnallen. Mit einem Ergebnis von 1,6 gegurtet bzw. 1,7 für den Einbau mit Basisstation verfehlt die Aton 5 ein sehr gutes Testergebnis nur knapp.
Der Britax-Römer Baby-Safe i-Size wurde sogar dreimal gecrasht. Er erhält folgende Wertungen:
- Britax-Römer Baby-Safe i-Size, mit dem Gurt befestigt: 1,6 in der Sicherheit (gesamt: 1,9)
- Britax-Römer Baby-Safe i-Size, mit der i-Size Base befestigt: 1,4 in der Sicherheit (gesamt: 1,7)
- Britax-Römer Baby-Safe i-Size, mit der Flex-Base befestigt: 1,5 in der Sicherheit (gesamt: 1,8)
Das heißt: Sie kaufen mit dem Baby-Safe i-Size auf alle Fälle eine gute und sichere Babyschale. Der ADAC lobt die (sehr) geringen Verletzungsrisiken beim Front- und Seitencrash. Die Schale ohne Base wird ein wenig schlechter bewertet, da sie im Gegensatz zur Einbauvariante mit Base instabiler im Auto steht. Dafür fordern die beiden Basisstationen im Auto ein wenig mehr Raum als die Schale alleine.
Reboarder im Kindersitztest 2017
Unter den getesteten Sitzen befinden sich auch dieses Mal wieder Reboarder. Beim TAKATA MIDI, dem Joie Spin 360 und dem Recaro Zero.1 i-Size handelt es sich jeweils um Kindersitze, die sowohl rückwärts als auch vorwärts ins Auto eingebaut werden können und mit dem Isofixsystem befestigt werden. Der Axkid Wolmax ist ein „richtiger“ Reboarder, der nicht nach vorne gedreht werden kann und mit dem Gurt im Auto befestigt wird.
Recaro Zero.1 i-Size
Die ECE-Variante des Zero 1 hat der ADAC bereits letztes Jahr im Herbsttest 2016 gecrasht. Es erstaunt deshalb wenig, dass auch die i-Size-Version des Recaro Zero.1 ein gutes Testergebnis erzielt. Der Zero.1 i-Size überzeugt besonders beim rückwärtsgerichteten Einbau. Hier erzielte er eine 1,5 in der Sicherheit. Der ADAC bescheinigt diesem Kindersitz ein nur geringes Verletzungsrisiko beim Front- und Seitencrash.
Daneben loben die Tester die gute Polsterung, den einfachen Einbau des Sitzes, das sehr gute Platzangebot für das Kind und die gute Verarbeitung des Zero.1.
Joie Spin 360
Auf das Ergebnis des Spin 360 waren wir besonders gespannt, da dieser Kindersitz weder einen Überrollbügel noch Spanngurte hat. Die befriedigende Endnote gefiel uns deshalb auf den ersten Blick nicht so gut. Nach unserer Rückfrage beim ADAC können wir für den Einsatz als Reboarder aber grünes Licht geben. Im gefährlichen Frontcrash erreicht der Spin 360 beim rückwärtsgerichteten Einbau eine sehr gute Note (1,5). Der Q3-Dummy (der ca. 15 kg wiegt und einem 3jährigen Kind entspricht) wird von diesem Sitz gut geschützt.
Der ADAC hebt bei diesem Kindersitz die gute Polsterung, den geringen Platzbedarf im Auto, das sehr gute Platzangebot für das Kind und den guten Gurtverlauf hervor.
Hinweis: Die Ergebnisse des ADAC resultieren aus einem angelehnten Einbau, der Sitz wurde nicht von der Rückbank abgerückt. Wir empfehlen Ihnen, den Spin bzw. seine Base beim Einbau an die Rückenlehne zu rücken bzw. dort anzulehnen, da hierbei bessere Werte in der Sicherheit erreicht werden.
Takata Midi i-Size plus
Unsere Händler führen auch den TAKATA MIDI I-SIZE PLUS Reboardkindersitz. Bei diesem Kindersitz fällt die Gesamtnote mit 2,9 leider ebenso nur durchschnittlich aus. Hier lohnt der Blick in die Details bzw. brachte unser Anruf beim ADAC Klarheit: Die veröffentlichte Sicherheitsnote beim MIDI I-SIZE PLUS ist hauptsächlich auf den vorwärtsgerichteten Einbau zurückzuführen, rückwärts eingebaut erreicht der MIDI I-SIZE PLUS eine sehr gute 1,2 im Frontcrash-Szenario.
Der MIDI I-SIZE PLUS punktet außerdem mit einem guten Gurtverlauf, einem einfachen Einbau, seinem Platzangebot für das Kind und einer guten Polsterung. Dass die Gefahr der Fehlbedienung leicht erhöht ist, liegt daran, dass es bei diesem Sitz grundsätzlich möglich ist, ein Baby vorwärts zu transportieren. Auch der Joie Spin wurde aus diesem Grund leicht abgewertet. Schade, aber leider nachvollziehbar.
Axkid Wolmax
Der Wolmax von Axkid ist der kleine Bruder des Axkid Minikid. Beide Sitze haben den harten schwedischen Plus-Test erfolgreich gemeistert, den nur sehr sichere Kindersitze bestehen können. Das lediglich ausreichende Endergebnis von 3,8 beim ADAC-Test wird diesem Sitz leider nicht gerecht. Auch hier lohnt der Blick in die Details.
Wie Sie wissen, setzt sich das Testergebnis beim Kindersitztest aus Einzelnoten verschiedener Bereiche zusammen: Neben der Sicherheit werden die Bedienung und Ergonomie der Kindersitze getestet und auch eine Schadstoffprüfung vorgenommen. Die Bedienung des Sitzes spiegelt sich mit einem vergleichsweise hohen Anteil von 40 % in der Endnote wider und bricht dem Wolmax beinahe das Genick.
Der ADAC bemängelt den schwierigen Einbau, die Gefahr der Fehlbedienung, den erhöhten Platzbedarf und noch einige andere Punkte, die mit der Handhabung des Sitzes zu tun haben. Was dabei leider untergeht, ist das gute Sicherheitsergebnis: Mit einer 1,6 im gefährlichen Frontcrash ist der Wolmax ein sehr sicherer Reboardkindersitz.
Einerseits können wir die Wertung verstehen: Gegen einen Sitz, der einfach in die Isofixanker geklickt werden muss, gestaltet sich der Einbau des Wolmax tatsächlich schwierig(er) und es besteht die Gefahr, dass der Sitz falsch eingebaut wird. Andererseits ist es unglaublich schade, dass das gute Sicherheitsergebnis auf den ersten Blick völlig untergeht. Mit ein bisschen Übung bzw. Anleitung durch unsere Händler und ein genaues Studieren der Anleitung ist ein korrekter Einbau kein Hexenwerk und in wenigen Minuten erledigt.
Kindersitze ab 15 Kilogramm im Kindersitztest 2017
Wie immer wurden auch Kindersitze für größere Kinder ab 15 Kilogramm getestet. Folgende Sitze wurden unter die Lupe genommen:
Der Cybex Solution M SL, der Cybex Solution M-Fix SL und der Kiddy Cruiserfix 3 gehen jeweils mit einer guten Sicherheitsnote von 1,8 aus dem Rennen. Damit sind wir sehr zufrieden. Der Cruiserfix 3 bekommt leichte Abzüge wegen Schwächen in der Bedienungsanleitung und bei den Warnhinweisen.
Der Cybex Solution ist gut gepolstert, das Anschnallen des Kindes gestaltet sich einfach, der Kindersitz steht stabil im Auto und bietet dem Kind eine gute Beinauflage, ein gutes Platzangebot und eine gute Sicht.
Der Kiddy Cruiserfix 3 hält mit einem sehr guten Platzangebot, einer nur geringen Gefahr der Fehlbedienung, einer sehr guten Beinauflage und einer günstigen Sitzposition dagegen.
Alle drei Modelle können wir empfehlen. Auch für den Kauf eines Folgesitzes gilt jedoch, dass dieser mit Kind und im Auto getestet werden muss. Nur ein Sitz, der gut zu Ihrem Nachwuchs und in Ihr Fahrzeug passt, kann Ihr Kind optimal schützen. Beachten Sie dazu auch die Hinweise in unserem Artikel „Worauf Eltern beim Kauf eines Folgesitzes achten müssen“.
Einige unserer Händler führen auch die Kindersitze von Baier: Hier hat der ADAC leider jeweils Modelle ohne Seitenprotektor (Baier Adebar und Baier Adefix) getestet, was dazu führt, dass die Sitze im Seitenaufpralltest nur „befriedigend“ abgeschnitten haben. Der nicht getestete Baier Adefix SP ist indes mit Seitenpolstern ausgestattet, die das Unfallverhalten beim Seitencrash deutlich verbessern sollten.
Unser Fazit zum Kindersitztest 2017 von ADAC und Stiftung Warentest
Unsere Erfahrungen als Händler decken sich bei diesem Kindersitztest größtenteils mit den Bewertungen des ADACs.
Leider führt das Ampelsystem der Testergebnisse (rot=durchgefallen, grün=sehr gut/ gut) dazu, dass einzelne (sehr) sichere Sitze durch das Raster fallen. Vielen Eltern ist bis heute nicht bekannt, dass die Sicherheitsaspekte des Sitzes nur zu 50% in die Gesamtnote einfließen, und sie kaufen deshalb in bester Absicht „DEN“ Testsieger für Ihr Kind.
Bei Reboardern, die nachweislich sicherer sind als vorwärtsgerichtete Kindersitze, gehen die guten oder sehr guten Ergebnisse im Crashtest oft unter, weil die Bedienung der Sitze 40% der Testnote ausmacht oder das gute Ergebnis beim rückwärtsgerichteten Einbau durch die schlechte(re)n Noten beim Vorwärtseinbau verfälscht wird.
Wir klären deshalb weiterhin auf, fragen nach, analysieren die Ergebnisse und hoffen so, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Testsieger im Test nicht automatisch der Sitz ist, der zu Ihrem Kind und Ihrem Auto am besten passt und Ihren Nachwuchs auch optimal schützt.
Die Kindersitzprofis. Weil kein Kindersitz ohne Beratung gekauft werden sollte.