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ADAC Kindersitze Test 2016 / Herbst

 

ADAC, ÖAMTC, TCS und Stiftung Warentest nehmen zweimal im Jahr, im Mai und im Oktober, Babyschalen und Kindersitze unter die Lupe. Über den Kindersitztest aus Mai 2016 haben wir bereits berichtet, in diesem Artikel finden Sie die Zusammenfassung des Herbsttests. 16 Kindersitze waren auf dem Prüfstand: Neun Produkte schnitten mit „gut“ ab, zwei mit „befriedigend“, zwei „ausreichend“ und leider fielen auch wieder drei Kindersitze mit „mangelhaft“ durch den Test. Wir haben uns die interessanten Ergebnisse näher angesehen, mit dem ADAC ausführlich darüber gesprochen und die Testergebnisse für unsere Leser analysiert.

 

Lediglich eine einzige Babyschale wurde im Test unter die Lupe genommen, die Cybex Aton Q i-size mit und ohne Basisstation. Der Fokus lag dieses Mal (wieder!) auf Reboardern: Mit dem Cybex Sirona M2 i-size, dem Recaro Zero.1, dem Joie i-Anchor Advance, dem Nuna Rebl und dem Diono Radian 5 wurden fünf Kindersitze getestet, die – abhängig von der Zulassung – bis 18 bzw. 25 Kilogramm oder 105 cm rückwärts in das Auto eingebaut werden können.

Im Folgesitzbereich der Gruppe II/III von 15 bis 36 kg bzw. bei den gruppenübergreifenden Vorwärtssitzen der Gruppe I/II/III für Kinder von 9 bis 36 kg wollte der ADAC offensichtlich herausfinden, wie gut günstige Kindersitze im Crash abschneiden: 5 der 6 getesteten Sitze kosten im Handel unter 100 €, lediglich für den Jané Quartz muss der Kunde etwas tiefer in die Tasche greifen, erhält für 185 € aber dafür einen Kindersitz, der an den Isofixankern des Autos befestigt werden kann.

ADAC Kindersitztest – Ergebnisse in der Übersicht

Die Ergebnisse aller getesteten Kindersitze im Herbsttest 2016:

Babyschalen im Herbsttest 2016

Der Cybex Aton Q i-size erreichte im ADAC-Test beste Ergebnisse in der Sicherheit:

  • Beim Frontaufprall bekommt der Q i-size gegurtet die Note 1,5, mit Isofixbase eine 1,3.
  • Beim Seitenaufprall überzeugt diese Babyschale mit einer Note von 0,8 am Gurt bzw. 0,9 mit Isofix-Basisstation

Der ADAC bemängelt lediglich einen erhöhten Platzbedarf beim Einbau mit Basis und die Tatsache, dass der Kindersitz weder gegurtet noch am Isofix besonders stabil im Fahrzeug steht. Dies scheint die Sicherheit indes nicht zu beeinträchtigen. Mit einer Gesamtnote von 1,7 bekommt der Aton Q i-size ein „Gut“.

 

Reboarder auf dem ADAC-Prüfstand 2016

Wir haben die Ergebnisse der Reboarder im Einzelnen mit dem ADAC Testleiter, Herrn Ratzek, besprochen und möchten deshalb vorab eine grundsätzliche Empfehlung aussprechen:

Je aufrechter, desto sicherer

Ihr Kind fährt in der Babyschale und in seinem Reboard-Kindersitz sicherer, je aufrechter der Sitz im Fahrzeug steht. Beim Crashtest und auch in der Praxis sind die Belastungen, die auf den Kopf und den Nacken des Dummys bzw. Kindes wirken, im liegenden Einbau bzw. in der Liege-/Ruheposition in der Regel höher als in einer aufrechten Sitzposition. Stellen Sie die Rückenlehne Ihres Reboarders (oder auch der Babyschale) deshalb immer so aufrecht wie möglich und so liegend wie nötig. 

 

 

Testergebnisse der Reboardkindersitze im Jahr 2016

 

Sirona m2 i-Size

Testsieger bei den i-size Kindersitzen wurde der Sirona m2 i-sizeDie Belastungswerte beim rückwärtsgerichteten Einbau in der aufrechten Position sind niedrig, Ihr Kind wird in diesem Kindersitz optimal geschützt. Sie können und sollten den Sirona m2 i-size nach Möglichkeit bis zum Ende rückwärts benutzen – dies empfiehlt auch der Hersteller. Achten Sie auch bei diesem Sitz darauf, ihn so aufrecht wie möglich und so liegend wie nötig einzubauen.

 

Joie i-Anchor Advance

Der Joie i-Anchor Advance ist der Nachfolger des i-anchors, der im Herbsttest 2015 einige Schwachstellen zeigte. Hier hat der Hersteller nachgebessert und kann nun mit dem i-anchor Advance gute Ergebnisse in der Sicherheit erzielen.

Leider schneidet der Sitz insgesamt „nur“ befriedigend mit einer Gesamtnote von 2,6 ab. Der ADAC rügt bei diesem Sitz die Gefahr der Fehlbedienung (und vergibt beim Punkt „Misuse“ die Note 3,2): Das wird damit begründet, dass der Überrollbügel abnehmbar ist (und vergessen werden könnte), der Seitenaufprallschutz ausgefahren werden muss (und das vom Verbraucher gegebenenfalls übersehen wird) und der Stützfußindikator (rot-grün-Anzeige) nicht an der Basis selbst, sondern nur am Stützfuß abgelesen werden kann. Außerdem besteht bei drehbaren Sitzen immer die Gefahr, dass Eltern den Kindersitz zu früh in Fahrtrichtung drehen.

Wenn Sie alle diese Punkte beachten und den Sitz nach Anleitung installieren, kaufen Sie mit dem i-anchor Advance einen sicheren Reboardkindersitz.

 

Recaro Zero.1

Der Recaro Zero.1 ist mit ECE 44/04-Zulassung und mit i-size-Zulassung auf dem Markt. Der ADAC testete die ECE 44/04-Version für Kinder von 0 bis 18 kg und vergibt eine Endnote von 2,4. Die Sicherheitsergebnisse des Zero.1 beim Einbau gegen die Fahrtrichtung sind gut, Sie können und sollten auch diesen Sitz bis zum Ende seiner Nutzungsdauer rückwärts und möglichst aufrecht verwenden. Auch hier sieht der ADAC wieder die erhöhte Gefahr der Fehlbedienung, was sich hauptsächlich darin begründet, dass der Kindersitz auch nach vorne gedreht werden kann.

 

Nuna Rebl

Der Nuna Rebl versagte leider im Test: Beim Frontalaufprall bricht der Metallrahmen unter der Sitzschale. Dies bedeutet im Zweifelsfall nicht nur Lebensgefahr für das Kind, sondern auch für den gegebenenfalls davor sitzenden Erwachsenen. Bitte wenden Sie sich per Email an infode@nuna.eu oder über das Kontaktformular an den Hersteller und hinterlassen Sie Ihre Telefonnummer, wenn Sie diesen Sitz nutzen. Nuna bietet dem Verbraucher verschiedene Lösungsmöglichkeiten für diese Problematik an.

 

Diono Radian 5

Der Radian 5 ist unser Sorgenkind des aktuellen Kindersitztests.

Der ADAC bemängelt die unterschiedlichen Einbauarten und Optionen des Sitzes, die in der Anleitung ungenau erklärt sind und die Tatsache, dass lose Teile (Gurtklemme, Distanzkeil, Spanngurt) am Sitz befestigt werden müssen. Die Gefahr der Fehlbedienung des Sitzes ist dadurch deutlich erhöht, denn nur ein korrekt installierter Kindersitz kann Ihr Kind bei einem Unfall sicher schützen.

 

Rückwärtsgerichteter Einbau des Radian 5

Sorge beim rückwärtsgerichteten Einbau bereitet dem ADAC der Umstand, dass der Diono Radian 5 eine deutlich erhöhte Verletzungsgefahr für das Kind und den gegebenenfalls davor sitzenden Erwachsenen birgt, wenn er – wie vorgeschrieben – am Vordersitz angelehnt wird. Autositze sind für solche Belastungen nicht ausgelegt und können brechen.

Zudem zeigte sich im Crashtest, dass der Kindersitz durch die Vorwärtsbewegung des Vordersitzes und ein daraus resultierendes Abrutschen des Distanzkeils auf dem Vordersitz aufschlägt, so dass sehr hohe Kopfbeschleunigungswerte gemessen wurden, die beim rückwärtsgerichteten Einbau zu lediglich befriedigenden Sicherheitsnoten von 3,3 für den Versuch mit dem Q6-Dummy (vergleichbar mit einem Kind von ca. 6 Jahren) und 3,2 beim Q3-Dummy (vergleichbar mit einem Kind von ca. 3 Jahren) führten. Auch der Einsatz des Spanngurtes bringt hier keine Verbesserung, da dieser in die entgegengesetzte Richtung wirkt und lediglich ein Aufsteigen des Sitzes beim Rebound verhindert. Er kann nicht verhindern, dass der 11,5 Kilogramm schwere Sitz samt Kind gegen den Vordersitz gedrückt wird.

 

Der ADAC äußert sich zur Problematik des anlehnens am Vordersitz wie folgt:

„Die meisten Hersteller legen Fahrzeugsitze vorne so aus, dass sie Crashtestfälle ohne weitere Lastbeaufschlagung bestehen.

Im Frontcrash wird die Person auf dem Vordersitz durch die Gurte gehalten, die Rückenlehne muss hier wenig Kräfte aufnehmen. Erst wenn die Person in den Sitz zurückfedert, besonders aber bei einem Heckcrash, muss die Rückenlehne Kräfte aufnehmen, aber genau in die andere Lastrichtung als die, mit der die Lehne durch den rückwärts gerichteten Kindersitz belastet wird.

Folgende Szenarien sind daher denkbar:
Beim Frontalcrash: Der Kindersitz stützt sich an der Rückenlehne des Vordersitzes ab und belastet dadurch auch die Person auf dem Vordersitz.  Beim Heckcrash: Die Rückenlehne des Vordersitzes federt durch die Person auf dem Vordersitz nach hinten und belastet dadurch den Kindersitz.

Uns ist bekannt aus der Fahrzeugentwicklung, dass bei einigen Fahrzeugen schon die Befestigung von Infotainment-Elementen an der Sitzrückenlehne die vorgesehenen Belastungen überschreitet im Crashfall. Wir vermuten eine nicht kalkulierte Beaufschlagung der Lasten, was zur Veränderung der Beschleunigung der Körperpartien und damit zu einem erhöhten Verletzungsrisiko führen kann.“

Nicht getestet wurde der rückwärtsgerichtete Einbau des Radian 5 auf dem Beifahrersitz, wo der Sitz auf dem Armaturenbrett angelehnt wird. Bei dieser Einbauart ist von besseren Ergebnissen auszugehen, insbesondere da solche laut Hersteller im Zulassungstest des Sitzes vergeben wurden. Hier erreichte der Radian 5 laut DIONO „gute bis sehr gute“ Testergebnisse. Bei diesem Test indes wird mit einer Metallstange getestet, die den Einbau am Armaturenbrett simuliert und sich durch ihre Starrheit beim Crash – im Gegensatz zu einem Autositz – kaum mitbewegt.

 

Problem der Gurtpolster

Der ADAC rügt beim DIONO Radian zudem die äußerst schwer zu straffenden Gurtpolster, die beim Einsatz des Sitzes für Kinder zwischen 15 und 25 kg – vorwärts wie rückwärts – benutzt werden müssen.

 

Vorwärtsgerichteter Einbau des Radian 5

Die Problematik mit den Gurtpolstern erwähnt DIONO ebenso in seiner Stellungnahme und weist darauf hin, dass die Gurtpolster beim ADAC-Test falsch angebracht waren. Dies hat der ADAC uns gegenüber auch bestätigt und bedauert diesen Umstand: Die Gurtpolster wurden so angebracht wie sie mit dem Sitz mitgeliefert wurden (heißt mit der gummierten Seite nach innen). Es befand sich auch kein Hinweis an den Polstern zur Nutzung.

Diese Polster für Kinder zwischen 15 und 25 kg müssen immer mit der gummierten Seite nach außen am Sitz befestigt werden. Dieser Umstand hat indes keinen Einfluss auf die Sicherheitsnote des Sitzes, da das schlechteste Ergebnis im Bereich Sicherheit nicht für den Q6-Dummy und diese Gurtpolster vergeben wurde, sondern für den vorwärtsgerichteten Einbau mit dem Q3-Dummy, für den das erste Paar Gurtpolster (korrekt) verwendet wurde. Der ADAC veröffentlicht als Sicherheitsnote ausschließlich die schlechtesten Noten, die ein Sitz beim Front- oder Seitenaufprall erreicht hat. Sie finden beim Sicherheitsergebnis keine errechnete Mischnote (und leider auch nicht die Rückwärtswerte des Sitzes alleine).

 

Der ADAC kommt zusammenfassend deshalb zu dem Ergebnis, dass sich die Sicherheitswerte beim rückwärtsgerichteten Einbau kaum von den Werten beim Vorwärtseinbau unterscheiden.

Zudem verweist Herr Ratzek darauf, dass die Gurte beim Crashtest – vorwärts und rückwärts – jeweils straff gezogen wurden, sie mussten allerdings mit sehr viel Kraft gespannt werden. Der Einsatz der falschen Gurtpolster ändert nichts an der bekannten und vergebenen Sicherheitsnote für den Radian 5.