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Der schwedische Plustest

Der schwedische Plustest

 

Wir alle wissen, dass die Sicherheit bei der Wahl des Kindersitzes das A und O ist. Die meisten Eltern informieren sich vor dem Kauf auch bei den Ergebnissen des 2-mal jährlich stattfindenden ADAC-Tests für Kindersitze. Wusstet ihr aber, dass ein weiteres, deutlich strengeres Testverfahren existiert?

Die Rede ist hier vom sogenannten schwedischen Plustest. Das ist ein freiwilliger Test, den Hersteller auf eigene Kosten durchführen lassen können. Nur die sichersten Kindersitze bestehen ihn, weshalb ein bestandener Plustest also immer ein sehr gutes Zeichen für die Sicherheit des Sitzes darstellt. Der Test selbst wurde gemeinsam vom VTI (Schwedisches Institut für Straßen- und Verkehrsforschung) sowie Versicherungsgesellschaften, Unfallforschern und auch Auto- und Kindersitzherstellern Ende der 2000er entwickelt.

Kernpunkt des schwedischen Plustests ist die Messung der Nackenkräfte, die bei einem Frontalcrash auf den Nacken des Kindes im Kindersitz wirken.

Beim ADAC-Test werden die Nackenkräfte zwar mit aufgezeichnet, allerdings stellen sie kein hartes Kriterium für die Sicherheitsbewertung des Sitzes dar. Ein weiterer Unterschied besteht außerdem bei der Art des Crashs. Beim ADAC-Test wird der leicht versetzte Aufprall zweier Fahrzeuge getestet. Beim schwedischen Plustest hingegen, wird das Auto gegen ein starres Hindernis, welches eine Mauer oder einen Baum simulieren soll, gecrasht. Hier wirken deutlich stärkere Kräfte als bei einem Aufprall zwischen 2 Fahrzeugen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Grenzwert beim schwedischen Plustest

 

Wie bereits erwähnt, besteht das einzige Kriterium beim schwedischen Plustest in der Messung der Nackenkräfte, die beim Aufprall auf den Nacken des Kindes einwirken. Bei einem Unfall wird der Oberkörper des Kindes vom Schultergurt zurückgehalten, während der Kopf Richtung Fahrzeugfront gedrückt wird. Dabei wirken sehr starke Kräfte auf den Nacken eures Kindes. Beim Test werden Sensoren im Nackenbereich genutzt, um die Kräfte, die in diesem Bereich wirken, messen zu können. Sind diese Kräfte größer als 1220 N (bei Kindersitzgruppe 1 für Kinder bis 18 Kilogramm, bzw. Kindersitze bis 105 cm nach i-Size Norm) bzw. 1680 N (bei Kindersitzgruppe 2 für Kinder bis 25 kg), gilt der schwedische Plustest als nicht bestanden. Das entspricht, je nach Grenzwert, einem Gewicht von ca. 120 kg bzw. ca. 170 kg, das für wenige Millisekunden auf den Nacken des Kindes wirkt. Warum aber wurde sich beim schwedischen Plustest auf diese Grenzwerte geeinigt?

Der Grenzwert wurde anhand von Daten aus dem klinischen Alltag gebildet. Unfallopfer werden im Krankenhaus je nach Schwere des Unfalls kategorisiert. Die Messskala der AIS (Abbreviated Injury Scale) bzw. vereinfachten Verletzungsskala reicht davon von 0 (unverletzt) bis 6 (tödlich verletzt). Die Verletzungsschwere wird durch Unfallrekonstruktion von Gutachtern mit Unfallszenarien in Verbindung gebracht, wodurch gute Aussagen darüber getroffen werden können, welche Unfallsituation zu welcher Verletzungsschwere führt.

Die als Grenzwert geltenden 1220 N stellen dabei die Schwelle zu einem AIS-3-Ereignis dar. Das entspricht schweren Verletzungen wie Knochenbrüchen oder Muskelrissen, die aber wieder vollständig ausheilen. Laut Experten besteht bei einem AIS-3-Unfall eine ca. ~97-prozentige Überlebenschance.

Experten haben sich nun darauf geeinigt, dass eine Kraft von 1220 N als Grenze für ein 3-jähriges Kind gut vertretbar ist. Nur Kindersitze der Kindersitzgruppe 1, die bei einem Crash auf ein starres Hindernis eine maximale Nackenkraft von 1220 N aufweisen, bestehen den schwedischen Plustest. Bei Kindersitzen der Gruppe 2 steigt dieser Grenzwert, wie schon angemerkt, auf 1680 N.

Übrigens: Bisher haben ausschließlich Reboarder den Plustest bestanden. Aufgrund der sehr niedrig angesetzten Grenzwerte für die auf den Nacken- und Halsbereich wirkenden Kräfte, war es keinem vorwärtsgerichteten Kindersitz möglich, den Test zu bestehen. Das liegt daran, dass die Nackenkräfte bei einem Aufprall im vorwärtsgerichteten Kindersitz noch einmal deutlich höher sind als die bei der Nutzung eines Reboarders.

 

Beachtet bitte, dass Kindersitze nicht nur dann sicher sind, wenn sie über einen bestandenen Plustest, oder ein ADAC-Testergebnis verfügen. Der ADAC kauft zweimal im Jahr Kindersitze ein, um diese zu testen. Dabei ist es Voraussetzung, dass der zu testende Sitz bereits im Handel erhältlich ist. Erscheint nun ein neuer Sitz kurz nach dem Einkauf und Test des ADAC, muss er im Regelfall ein halbes Jahr darauf warten, ebenfalls vom ADAC gestestet zu werden. In solch einem Fall bedeutet das also, dass der Sitz also auch sicher sein kann, ohne ein ADAC-Testergebnis vorweisen zu können.

Natürlich ist auch nicht jeder Sitz ohne bestandenen Plustest unsicher. Da der Test auf freiwilliger Basis durchgeführt wird, kommt es oft vor, dass Hersteller ihre Kindersitze gar nicht erst für den Plustest anmelden oder ausscheiden, weil der Sitz auch vorwärtsgerichtet genutzt werden kann.

 

Welche Reboarder haben den Plustest bestanden? 

 

Nummer des Tests / Kindersitz / Zulassung in Gewicht bzw. Größe des Kindes

VTI-0001

BeSafe iZi Kid X2

18 kg

VTI-0002

BeSafe iZi Kid X1 ISOfix

18 kg

VTI-0003

AKTA Graco Duo Logic 2

18 kg

VTI-0004

Britax Secura Hi-Way

18 kg

VTI-0005

AKTA Graco Be-Logic

18 kg

VTI-0006

Britax Secura Hi-Way

25 kg

VTI-0007

Britax Maxway

25 kg

VTI-0008

Axkid MiniKid/ Minikid 2

25 kg

VTI-0009

Britax Max-Fix

18 kg

VTI-0010

Besafe iZi Plus X1

25 kg

VTI-0011

BeSafe iZi Kid X1/X2/X3 i-size

105 cm

VTI-0012

Maxi-Cosi Pearl XP equipped with base Maxi-Cosi FamilyFix XP

105 cm

VTI-0013

Axkid Rekid

18 kg

VTI-0014

MK666S

18 kg

VTI-0015

Klippan KISS 2

18 kg

VTI-0016

Concord Reverso i-Size

105 cm

VTI-0017

BeSafe iZi Modular i-Size RF (ONLY in RF version)

105 cm

VTI-0018

Axkid Wolmax

25 kg

VTI-0019

Klippan Century

25 kg

VTI-0020

Klippan Uno

18 kg

VTI-0021

Britax Römer Swingfix i-size

105 cm

VTI-0022

Karwala Avionaut Aerofix RWF

105 cm

VTI-0023

Nuna (RWF)

105 cm

VTI-0024

Britax Römer Swingfix M i-size

105 cm

VTI-0025

Besafe iZi Twist i-size

105 cm

VTI-0026

Besafe iZi Twist B i-size

105 cm

VTI-0027

Klippan Opti 129, Deplus

125 cm

VTI-0028

Joie Spin Safe

18 kg

VTI-0032

Axkid Modukid

105 cm

VTI-0033

Joie i-spin Safe

105 cm

VTI-0034

BeSafe iZi Modular A RF X1 i-Size RF

105 cm

VTI-0035

Nuna Norr

105 cm

VTI-0036

Graco Ascent

105 cm

VTI-0037

Axkid One, One+, One2, One+ 2

125 cm

VTI-0038

Karwala AV370 Sky

125 cm

VTI-0039

Karwala AV370.Q

125 cm

VTI-0040

HTS BeSafe Stretch

125 cm

VTI-0041

Axkid MiniKid 3, MiniKid 4

125 cm

VTI-0042

BeSafe Stretch B

125 cm

VTI-0043

Joie i-Prodigi

125 cm

VTI-0044

Britax MaxSafe Pro, Safe-Way M

125 cm

VTI-0045

BeSafe Beyond (RF Toddler seat)

125 cm

VTI-0046

Axkid Movekid

125 cm

VTI-0048

Klippan CarGo

105 cm

VTI-0050

Thule Elm RWF

105 cm

 

Quelle: VTI