Misuse: Häufige Fehler im Umgang mit dem Kindersitz
Misuse: Häufige Fehler im Umgang mit dem Kindersitz
Als Fachhändler begegnen uns tagtäglich mehr oder weniger schwerwiegende Fehler im Umgang mit dem Kindersitz. Aber welche Fehler fallen uns besonders häufig auf und wie kann man diese vermeiden?
Die Wahl des richtigen Sitzes
Das riesige Angebot an Kindersitzen auf dem Markt kann auf (werdende) Eltern fast schon erschlagend wirken. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, sich korrekt zu informieren und den passenden Sitz für euer Kind zu finden.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der erste Kindersitz im Leben eures Kindes die Babyschale ist, welche meist bis zum Alter von ca. 1 Jahr genutzt werden kann. Sie ist rückwärtsgerichtet, um den empfindlichen Kopf- und Nackenbereich eures Kindes gut schützen zu können.
Nach der Babyschale solltet ihr auf einen Reboarder, also einen weiterhin rückwärtsgerichteten Kindersitz umsteigen. Diese sind meist bis zum Alter von 4 Jahren nutzbar und sind deutlich sicherer, als vorwärtsgerichtete Sitze. Beachtet aber, dass es hier auch Ausnahmen gibt, bei denen diese "Reboarder" zum Teil dennoch ab einer gewissen Größe umgedreht werden MÜSSEN. Gemeint sind sogenannte Pseudoreboarder.
Wir empfehlen grundsätzlich, den rückwärtsgerichteten Sitz so lange wie möglich zu nutzen.
Nach dem Reboarder kommt der vorwärtsgerichtete Folgesitz. Dieser kann für gewöhnlich bis zum Alter von 12 Jahren bzw. bis zur Größe von 1,50, also bis zum Ende der Kindersitzpflicht, genutzt werden.
Neben den genannten Kindersitzen gibt es auch noch Sitzerhöhungen (ohne Rückenlehne). Diese sind ebenfalls meist bis zum Alter von 12 Jahren (bis Größe 1,50m) nutzbar, bieten aber kaum Schutz für euer Kind. Wir raten deshalb im Normalfall von solchen Sitzerhöhungen ab.
In seltenen Fällen kann eine Sitzerhöhung ohne Rückenlehne allerdings in Erwägung gezogen werden. Zum Beispiel, wenn das Kind aus dem Folgesitz herausgewachsen ist und ihr dennoch in eurem Auto einen schlechtsitzenden Gurtverlauf feststellt. So kann dieser optimiert werden.
Unser Tipp: Lasst euch beraten!
Grundsätzlich sind Kinder sehr individuell, weshalb ein "perfekter Kindersitz für jedes Kind" nicht existiert. Wir empfehlen euch deshalb, euch im Fachhandel beraten zu lassen und verschiedene Modelle auszuprobieren, um den Kindersitz zu finden, der für dein Kind perfekt passt.
Häufige Fehler beim Einbau des Sitzes:
Ein Punkt, der uns immer wieder begegnet, ist die grundsätzlich falsche Installation des Sitzes. Da unrtschiedliche Kindersitze auf unterschiedliche Arten eingebaut werden können, raten wir euch: Nutzt immer die zum Sitz gehörige Anleitung bzw. das Handbuch zum Einbau des Sitzes.
Einige Dinge, auf die ihr beim Einbau des Kindersitzes speziell achten solltet, sind zum Beispiel:
- Falsche Einstellung des Stützfußes und Füllen des Staufachs: Einige Kindersitze verfügen über einen Stützfuß, der am Boden des Autos befestigt werden muss. Achtet darauf, dass dieser richtig installiert und bis zum Boden ausgefahren ist. Einige Autos haben sogenannte Staufächer auf dem Fahrzeugboden. Darauf darf im Regelfall nur dann ein Stützfuß installiert werden, wenn dieses Staufach mit einem passenden Füllstück ausgestattet ist. Diese sind meist bei über die jeweiligen Autoherstellern oder auch über unseren Onlineshop verfügbar. Beachtet bitte, dass das Staufach nicht mit improvisiertem Material, sondern nur mit den zugelassenen Füllstücken gefüllt werden darf. In einigen Fällen ist es auch möglich, den Stützfuß im geöffneten Staufach zu installieren. In anderen Fahrzeugen ist auch eine Installation vor oder hinter dem Fach möglich. Greift hier im Zweifelsfall auf das Fahrzeughandbuch zurück. Wichtig: Installiert den Stützfuß niemals auf einem unbefüllten Staufach. Im Falle eines Unfalls besteht sonst die Gefahr, dass das Staufach bricht. Das kann im schlimmsten Fall fatale Folgen haben.
- Kind wird falsch gegurtet: Ein Punkt, der oft vernachlässigt wird, sind die Gurte. Diese sollten eng am Körper anliegen und dürfen auf keinen Fall verdreht sein. Sie sollten zudem immer entlang der Gurtführungen verlaufen und dürfen nicht am Hals einschneiden. Achtet auch immer darauf, dass alle Gurtpolster korrekt befestigt sind, da der Kindersitz ohne die passenden Gurtpolster nicht mehr zulässig ist! Falls ihr euch nicht sicher seid, ob der Gurt fest genug anliegt, könnt ihr den sogenannten Pinch-Test verwenden, um dies zu überprüfen. Versucht mit dem Daumen und dem Zeigefinger einen Schultergurt zu greifen und so eine Schlaufe zu bilden. Ist es möglich, eine Schlaufe zu bilden, sitzt der Gurt zu locker. Strafft den Gurt und probiert es erneut. Sobald der Gurt nicht mehr zwischen euren Fingern zusammengequetscht werden kann, sitzt der Gurt straff genug.
- Zu dicke Jacken im Kindersitz: Ein weiterer Punkt, der von zu vielen Eltern vernachlässigt wird, ist das Tragen zu dicker Jacken im Autositz. Manch einer fragt sich jetzt vielleicht, wieso eine dicke Jacke im Auto ein Problem ist, die Antwort ist aber recht simpel: Wenn euer Kind im Auto eine zu dicke Jacke trägt, können beim Gurten sogenannte Gurtlose entstehen. Das bedeutet, dass zwischen Kind und Gurt noch zu viel Platz bleibt. Im Falle eines Unfalls oder einer starken Bremsung, können durch den nicht korrekt sitzenden Gurt somit Verletzungen entstehen. Deswegen ist es wichtig, keine zu dicke Jacke im Kindersitz zu tragen. Alternativ gibt es zur Lösung dieses Problems beispielsweise die Ponchos von Patulove. Diese halten euer Kind auch im Auto kuschelig warm und unterbinden Gurtlose.
- Airbags deaktivieren: Falls ihr einen Reboarder auf dem Beifahrersitz installieren möchtet, achtet darauf, dass ihr den Airbag auf diesem Platz deaktiviert. Im Falle eines Unfalls kann es sonst zu schwerwiegenden Verletzungen kommen. Bitte achtet auch hier auf die im Handbuch angemerkten Infos zum Thema Airbag. Manchmal können die Airbags zum Beispiel nicht deaktiviert werden, was das Verwenden eines Kindersitzes auf diesem Platz unmöglich macht.
- Einstellen der mitwachsenden Kopfstütze (bei Folgesitzen): Folgesitze sind für gewöhnlich mit einer verstellbaren, mitwachsenden Kopfstütze ausgestattet. Diese muss immer korrekt eingestellt sein und darf weder zu hoch, noch zu tief sitzen. Achtet immer darauf, dass die Kopfstütze den Kopf des Kindes umschließt.
- Falsche Nutzung des Sitzverkleinerers (bei Babyschalen): Babyschalen verfügen im Normalfall über Sitzverkleinerer, auch Neugeboreneneinsatz genannt. Diese ermöglichen eurem Baby die optimale Liegeposition, bis das Kind eine gewisse Größe erreicht hat. Achtet also darauf, dass der Sitzverkleinerer nicht zu früh entfernt wird, da das Kind in der Babyschale sonst hin und her kippen könnte. Die falsche Sitz- bzw. Liegeposition kann im schlimmsten Fall sogar zu Problemen mit der Sauerstoffsättigung führen. Nun fragt ihr euch vielleicht, was genau damit gemeint ist. Wenn der kleine Babykörper aufgrund einer falschen Sitzposition zusammengedrückt wird, könnte die Brust komprimiert werden. Das kann dazu führen, dass die Lunge nicht genug Sauerstoff produziert, wodurch auch das Niveau des Sauerstoffs im Blut sinken kann. Dieser Sauerstoffmangel kann im schlimmsten Fall zu irreversiblen gesundheitlichen Problemen führen. Nutzt den Sitzverkleinerer also korrekt. Außerdem ist es sehr wichtig, das kleine Kind grundsätzlich nicht zu lange in der Babyschale zu transportieren bzw. bei längeren Autofahrten regelmäßige Pausen einzulegen und das Kind aus der Babyschale zu nehmen.
Ein Tipp gegen schmerzende Beine
Zum Schluss haben wir noch einen kleinen Tipp für euch: Vielleicht hat sich euer Kind schon einmal über schmerzende Beine im Kindersitz beklagt. Das rührt daher, dass das Kind seine Beine im Kindersitz (bzw. im Folgesitz) nicht abstützen kann und diese infolgedessen herunterhängen. Das kann auf Dauer zu schmerzenden Beinen führen. Um dem entgegenzuwirken, empfehlen wir euch unsere KneeGuard Kids 4 Fußstütze. Diese kann problemlos an fast jedem Folgesitz befestigt werden und sorgt für eine angenehme Beinposition.
Zum Thema Misuse haben wir für euch auch ein kleines Video auf Instagram zusammengestellt: